Wie ein grüner Teppich liegt das Siegerland-Wittgenstein mitten auf der Landkarte. Als Partnerregion von Berlin-Spandau müsste uns das waldreiche Fürstentum eigentlich ein vertrauter Verwandter sein. Doch vielen Berlinern ist dieser Landstrich unbekannt. Dabei ist die ruhige Schönheit mit ihren feuchten Auenwiesen, den moosigen Bäumen und dem wippenden Blumenmeer aus Märzenbechern, Ranunkeln und Knöterich nicht nur im Frühling einen Besuch wert.
Hinter den Wegbiegungen überraschen filigrane Fachwerkhäuser, die wie Nadelstreifen-Nester in den Talwindungen kleben. Am bekanntesten ist Freudenbergs historischer Stadtkern „Alter Fecken“ mit einmaliger Fachwerkdichte, die vom edlen Steingrau der schiefergetäfelten Häuser ergänzt wird. In der Stadt mit dem bildhaften Namen „Raumland“ wurde früher viel Schiefer abgetragen und verarbeitet. Die Region ist gleichzeitig das älteste Industriegebiet Mitteleuropas, denn bereits seit 600 v.Chr. wurde hier Eisenerz gefördert und verhüttet.
Zartgrüne Jungbaumflächen – sog. Hauberge – prägen neben dem dichten Fichtenwald das Landschaftsbild und sind ein Beispiel nachhaltiger Holzwirtschaft. Legendär auch die von Köhlern gestapelten Meiler – meterhohe Holzberge, die von innen ausbrennen und zu Holzkohle werden. Einige wenige sind noch in Betrieb.
Quellenreiches Wanderimperium
Gleich sechs kernige Ranger behüten das über 11.000 ha große Waldreich, das auf über 150 km Wander- und Radwegen erlebbar ist. Der Naturpark Rothaargebirge, der ein Drittel des Siegerlands ausmacht, erstreckt sich vom Sauerland bis nach Hessen. 16 Wanderhöhepunkte links und rechts des Gebirges geben einen vogelperspektivischen Blick auf den Wald frei. Die beste Aussicht hat man vom Gillerturm und auf dem Kindelsbergpfad.
Zwei weiße Schweife auf rotem Grund kennzeichnen den Rothaarsteig, Deutschlands ersten zertifizierten Premium-Fernwanderweg. Der Weg der Sinne führt von Brillon bis Dillenburg und bietet 6 sportliche, 8 klassische und 12 gemütliche Etappen. Darunter der Waldskulpturenweg mit 11 künstlerischen Stationen, der Schieferpfad, der Kelten- und Köhlerweg, der Kyrillpfad u.v.m. Spektakulär sind auch der Gesundheits-Kräuterweg oder der Radwanderweg der 3 Flüsse. Umgeben von absoluter Ruhe begegnet man oft keinem Menschen.
Unweit der gemütlichen Forsthäuser Hohenroth und Lahnquelle (Einkehr empfohlen) entspringen Sieg, Lahn und Eder. Sie lassen sich in einem kleinen Radius von 8 km wunderbar erwandern. Über Jahrhunderte war der bodenständige Sejerlänner (Siegener) stolz auf SEINE Siegquelle, die direkt in die Haupt- und Universitätsstadt Siegen fließt. Im neu gestalteten, liebevoll beschilderten Quellenreich wird die wahre Natur dieses einmaligen Feuchtgebietes widergespiegelt. Unzählige Flächenquellen sprudeln aus dem Boden, werden zu kleinen Quellbächen und Wassertöpfen, in denen sich Flora und Fauna austoben. Das Kleinklima sorgt für angenehme Kühlung für Sommerwanderer, die sich gern mit einem Schluck Quellwasser versorgen, das als qualitativ hervorragende Trinkwasserversorgung bis ins Ruhgebiet dient. Pur-ursprünglich-sinnlich – das Quellreich ist in Deutschland einmalig.
Wandern, Wald, Wiesen, Wild … und Wisente
Das majestätischste aller Ws im Fürstentum Wittgenstein hat Prinz Richard ins Land gebracht. Der mittlerweile 80-jährige Sprössling der Familie zu Sayn-Wittgenstein residiert im 750. Traditionsjahr mit Frau Benedicte auf dem Familienschloss Berleburg, wo er ein einzigartiges Artenschutzprojekt realisiert: Im Rothaargebirge werden die vom Aussterben bedrohten Wisente in einem 4.300 ha großen Areal ausgewildert. Die Herde ist mittlerweile auf 24 Tiere gewachsen, wovon sieben in der Wisentwildnis aus der Nähe beobachtet werden können. Deutschlands einziger Wisent-Ranger wirft ein wachsames Auge auf Quelle, Quasimodo, Quentin & Co., kennt jedes Zotteltier mit Namen und hat sogar eines mit der Flasche großgezogen.
Die Siegerland-Wittgenstein-Feinschmeckernavigation
Von der Range bis zum Jagdhotel Deluxe
Nach langer Wanderung stillt jeder seinen Appetit nach Gusto. Wer es rustikal liebt, genießt eine schlichte Range (Sejerlännr Pladd für Brotscheibe) am Wegesrand. Jeder Baumstamm bietet sich als bequeme Sitzgelegenheit an.
Wer in einem 300 Jahre alten Traditionshaus mit großer Kräutergartenterrasse fein speisen möchte, dem sei das Gasthaus Klein in Netphen-Deuz empfohlen, das Christian Klein-Wagner in der 14. Generation mit Gattin Corinna betreibt. Als ein Mitglied der lokalen Initiative „Zwischen Rubens* und Landluft“ und Mitinitiator des strengen Gütesiegels „Westfälisch Genießen“ bezieht auch er seine Produkte nur von Landwirten und Jägern aus der Region und interpretiert modern die Traditionsküche. Auf einem Wildkräutersalat aus dem eigenen Garten bettet sich dann eine Terrine von Bachsaibling mit einem sautierten Knollenziest (Blumenwurzel). Oder geräucherter Hirschschinken ziert das regio-typische Kartoffelreibeplätzchen.
Der Touristikverband organisiert im Sommer (9. – 12. Juni & 21. – 24.Juli) geführte kulinarische Wanderwochenenden für Feinschmecker mit Übernachtungen in verschiedenen Hotelkategorien. Darunter ist auch der mit Sternen, Mützen und Kronen garnierte Jagdhof Glashütte in Bad Laasphe, der zu den Relais & Châteaux- Häusern gehört und eine wahre Sternekoch-Kaderschmiede in seiner Soulkitchen beherbergt.
Edmund Dornhöfer hat das Elternhaus bereits mit 20 übernommen und ein Wohlfühlhotel im Edellandhausstil erschaffen. Die über 100 Jahre alte Fuhrmannskneipe ist heute die Bauernstube und Urzelle des mit viel Herz betriebenen großräumigen Fünfsternehotels. „Da, wo die Natur wohnt und die Rehe bis ans Haus kommen, sind Wanderer und Biker ebenso willkommen wie die vielen Stammgäste, für die das Haus eine temporäre Ersatzheimat geworden ist“, so Dornhöfer.
Auf der Menükarte der drei Restaurants findet man von Heimatküche, BBQ Deluxe und Fine Dining auf Sterneniveau bis zur barocken Frühstückslandschaft** ein enormes Repertoire. Gastfreundschaft ist bei den „Jagdhöflern“ groß geschrieben und beginnt mit dem Eintritt in das beeindruckende Atrium, in dem ganzjährig ein Knisterfeuer im 6 m hohen offenen Kamin brennt. Die Zimmer sind so edel wie cosy und punkten mit kleinen Aufmerksamkeiten wie dem Wärmflaschenservice und der täglichen Zimmerpost. Wer das Hotel nur kulinarisch besucht, dem sei als Unterkunft auch die liebevoll umgebaute Ferienwohnung Lebensart im Pferdestall in Benfe oder das zauberhafte Fachwerkhotel Alte Schule in Bad Berleburg empfohlen.
Alle Informationen zum Siegerland-Wittgenstein
www.siegerland–wittgenstein-tourismus.de
www.jagdhof-glashuette.de,
Wenn Platz noch mehr Adressen (bitte ansprechen)
www.lebensart-im-alten-pferdestall.de
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